Eine bemerkenswerte Predigt

Henning Schmuck

Fast vierzig Personen haben in diesem Jahr den Weg ins Sportlerheim gefunden. Da eine größere Gruppe kurzfristig einen anderen Gottesdienst besuchen wollte, ist diese Besucherzahl für uns umso bemerkenswerter, weil wir damit die Hoffnung haben, dass sich dieses Angebot an die Einwohner des Ortes weiter etabliert. Gerade für ältere Einwohner kann es durchaus eine Erleichterung sein, für eine solche Feier nicht zu weite Wege gehen zu müssen.

Ein weiterer Grund für den guten Besuch liegt vielleicht auch in der „feiertagsfreundlichen“ Uhrzeit: der Gottesdienst begann um 16:00 Uhr. Dafür gilt besonders Pastor Dahlke unser herzlicher Dank. Mit diesem Gottesdienstangebot haben wir ein Pflänzchen, das wir gerne gießen wollen, damit es weiterwächst.

Der gewohnte Ablauf eines Weihnachtsgottesdienstes schafft die besten Voraussetzungen für Ruhe und Einkehr. 

Bemerkenswert war hier aber besonders die Predigt von Pastor Dahlke. Er hatte als Einleitung in seinen Vortrag ein kleines hölzernes Schaf mitgebracht, so klein, dass Paula Wachtmeester es für die Gemeinde erst identifizieren konnte, als er es ihr ganz nah entgegenhielt. Es sei ein kleines Teil der Weihnachtspyramide aus seinem Hause.

Pastor Dahlkes Familie war am Ende des 2. Weltkriegs aus Breslau in Schlesien geflohen, - ein Teil in den Westen Deutschlands, ein anderer in das erzgebirgische Seiffen, wohl weil sie auf eine baldige Rückkehr in ihre Heimat hofften. Diese Hoffnung konnte bekanntermaßen leider nicht erfüllt werden.

Aber es entwickelte sich zwischen der Spielzeugmacher-Stadt Seiffen im Erzgebirge und dem westdeutschen Rheinland gerade zu Weihnachten ein vorsichtiger, aber reger Austausch von Schmuggelware. Während aus dem Westen Pakete mit Kaffee in den Osten gingen, kamen von dort jedes Jahr Figürchen für die Dahlke´sche Weihnachtspyramide. So kamen nach und nach das Christuskind, Maria und Josef, Engel, Hirten und alles, was dazu gehört, im Hause Dahlke an. Diese Lieferungen hielten an, bis die Pyramide schließlich 1986, im Geburtsjahr von Pastor Dahlke und kurz vor der Wiedervereinigung, vollendet war und eingeweiht werden konnte. In der Zeit der Teilung entwickelte sich diese Pyramide quasi zu einem Symbol für die Verbundenheit zwischen den beiden räumlich doch so stark getrennten Familienteilen.

In der Zeit des Wachsens der Weihnachtspyramide ging diese innerhalb der Familie von Großvater Dahlke auf den Vater unseres Pastors und schließlich vor drei Jahren auf ihn selbst über. Als Vater Dahlke im Besitz der Pyramide war, wohnte er im Ahrtal, wo im Zuge des Flutunglücks all sein Hab und Gut verloren ging. Alle Erinnerungsstücke aus der Zeit von vor der Flucht bis zum Zeitpunkt des Unglücks fielen diesem zum Opfer. Lediglich die Pyramide überstand die Katastrophe, da sie in der Garage der Familie hoch im Regal sicher vor dem Wasser gelagert worden war. 

Damit hat diese Pyramide als ein Zeichen für Beständigkeit solch schwere Zeiten und auch ein verheerendes Unglück überstanden. Und wie für uns der Gottesdienst am heiligen Abend gehört die Pyramide im Haus der Familie Dahlke zu den unverzichtbaren Ritualen an diesem Tag. Zwischen Christvesper und dem Gottesdienst zur Christnacht in Süddorf wird Pastor Dahlke die Pyramide zusammen mit seinem Sohn aufbauen.

„Kann mir bitte jemand vielleicht ein Glas Wasser einschenken? Nach einem Gottesdienst vor diesem und all den Veranstaltungen der letzten Tage geht langsam meine Stimme weg…“

Nicht nur die vorherige Geschichte, sondern auch diese Bitte macht deutlich, dass wir einen sehr nahbaren Pastor haben, der uns an sich als Mensch mit seinen Erlebnissen teilhaben lassen möchte. Ist nicht gerade das auch ein wesentlicher Teil der christlichen Botschaft?

Vielen Dank, Pastor Dahlke!

Ein besonderer Dank gilt auch Heidi Guericke, die am Keyboard professionell die laut Pastor Dahlke durchaus stimmgewaltige Gemeinde begleitete, was sicherlich auch an seiner klugen Auswahl der gesungenen Lieder lag. Vielbeschäftigt, wie an solchen Tagen auch nicht anders zu erwarten, musste Heidi Guericke im Anschluss unmittelbar zu einem weiteren Gottesdienst nach Rastede eilen. Ohne das Engagement solcher Menschen wäre eine solche Veranstaltung bei uns weit weniger schön.

© Urheberrecht. Alle Rechte vorbehalten.

Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen

Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.